Solidaritätstag 2011

Im Predigtsaal Kramershaus, Heimisbach, durfte Pfarrer Peter Schwab viele Besucher zum Solidaritätsgottesdienst begrüssen. Mit dekorativen Plakaten an den Wänden wurde auf das Jahr der Freiwilligen hingewiesen. Sie sind die wichtigste Voraussetzung, damit die Umsetzung des Mottos zum Solidaritätstag 2011 „im Kleinen Grosses bewirken“ überhaupt möglich wird. Viele Frauen und Männer engagieren sich aus freiem Willen und unentgeltlich für andere Menschen, die Gesellschaft und die Umwelt.

Nach einleitenden Worten eröffnete Peter Schwab den Gottesdienst mit dem Lied „Ich lobe meinen Gott“. Unterstützt wurde er von KUW-Kindern der dritten und vierten Klasse, die begeistert mitsangen – und das sogar in zwei Sprachen. Begleitet wurden sie am Flügel von Tatjana von Gunten.

Er las anschliessend ein Gedicht vor, dass vor ungefähr hundert Jahren geschrieben worden ist und die unterschiedliche Wertschätzung von Buben und Mädchen zur damaligen Zeit aufzeigt. Solidarität bedeutet in diesem Sinne also auch, dass Frauen und Männer in unserer Gesellschaft gleich behandelt und wertgeschätzt werden sollen. Die stärkste Kraft ist die Liebe und Gott unterscheidet nicht nach den Geschlechtern.
 

 Die Gottesdienstgemeindedurfte darauf Zeuge werden, wie ein Mädchen aus unserer Gemeinde getauft worden ist. Dieses Ritual zeugt von der Liebe und Wertschätzung, die Gott uns Menschen entgegenbringt.

Im Anschluss an die Taufe zeigte Pfarrer Peter Schwab ein symbolisches Fünfrappenstück. Vorne goldig, auf der Rückseite leer... auf diese Weise ist kein Geld oder Gold etwas wert. Die Schüler haben deshalb die Rückseite mit Sprüchen, Wünschen und guten Gedanken bereichert und diesen Fünfern einen unschätzbaren Wert aufgedruckt. Dieses Geschenk durfte das Taufkind in Empfang nehmen und es wird sie auf ihrem Lebensweg begleiten.
 
 
Nach der Taufzeremonie erzählten die Kinder in Versform – teils scheu und leiser, aber alle mit Hingabe – ein Kapitel aus der Apostelgeschichte. Pfarrer Peter Schwab besitzt die Gabe, mit seiner freundlichen, verständnisvollen Art, Freude und Lust auszustrahlen und lässt dadurch alle diese Predigt als kurzweilige Veranstaltung erleben.
 
Zum heutigen Solidaritätstag lud die Kirchgemeinde auch Herrn André Gsteiger ein, Mitarbeitender von
HEKS (Hilfswerk evangelischer Kirchen der Schweiz), der nun über Zustände, Projekte und Veränderungen in Kolumbien ein Referat hielt. Die Kirchgemeinde Trachselwald unterstützt mit einer Sammelkampagne während der Fastenzeit schon seit Jahren ein Projekt in Barrancabermeja, um die Lebensumstände dort zu verbessern und vielen Menschen ein würdiges Dasein zu ermöglichen.
1819 wurde die Unabhängigkeit Kolumbiens anerkannt, nachdem das Land bis zu diesem Zeitpunkt von der spanischen Kolonialmacht beherrscht wurde.
Wie sinnvoll, wichtig und nötig humanitäre Hilfe in Kolumbien ist, beweisen einige eindrückliche Fakten und Zahlen:
-         die Zahl an Hungernden ist in Kolumbien stärker angestiegen als in Afrika
-         der Hälfte der Bevölkerung (44 Mio. Einwohner) stehen zu wenig Nahrungsmittel
zur Verfügung
-         1 % der Bevölkerung besitzen 50 % des Agrarlandes
-         4 Mio. Kleinbauern und Landarbeiter sind 5 Mio. ha Agrarlandes beraubt und vertrieben worden
-         im Jahre 2010 sind 7500 Morde aus Unterdrückung und Habgier geschehen
-         riesige Ölpalmen-Plantagen liefern Bio – Energie statt Nahrung für das Volk
 
Da die Männer durch die katastrophale wirtschaftliche Situation gezwungen sind, von zu Hause weg bei geringer Entlöhnung in Rohstoffminen und Grossplantagen zu arbeiten, sind es vor allem mutige, aktive Frauen, die die Nahrungsgrundlage langsam verbessern können. Mit ihrer Forderung für das Recht auf Nahrung und ihren Aktivitäten sind sie sehr grossen Gefahren ausgesetzt. Viele Frauen und Männer, die sich für Gerechtigkeit gegen das Regime auflehnten, wurden umgebracht.
Mit ihrem unaufhörlichen Kampf gegen die Missstände haben Frauen und auch Männer schon viele nachhaltige Veränderungen vollbringen können. In Comodores popular (Volksrestaurants) können sich Bedürftige günstig verpflegen, an Mittagstischen können Kinder und Jugendliche zum Essen gehen.
Arbeit in Sojabäckereien, Ausbildung zu Näherinnen usw., ermöglichen es Frauen, kleine Einkommen zu erlangen. Auch durch die öffentlichen Medien wird jetzt immer mehr auf Missstände hingewiesen und man darf hoffen, dass vor allem durch die Frauen, die Veränderungen stetig vorantreiben, sich eine Dynamik entfalten wird, die das Land aus dem Hungerdrama erlöst.
Gemeinsam beteten die Schüler für den Frieden auf der ganzen Welt und zum Abschluss wurde das „Vater unser“ von allen Kirchgängern gesprochen.
Nach der andächtigen, zum Nachdenken anregenden, aber auch unterhaltsamen Veranstaltung waren alle Besucher zu einem einfachen Mittagessen eingeladen.
Die Männerkochgruppe Heimisbach hatte eine vorzügliche Suppe mit Wurst zubereitet und die Mitglieder des Kirchegemeinderates bedienten die Gäste zuvorkommend.
 
 
 
Natürlich fehlten auch hausgemachte Kuchen und Desserts nicht, diese wurden von den Eltern der Dritt- und Viertklasskinder zum Anlass beigesteuert.
 
Zusammen mit Pfarrer Peter Schwab dürfen der Kirchgemeinderat, die Kochgruppe und vor allem auch
die Kinder auf eine gelungene Veranstaltung zurückblicken. 
Text: Armin Gfeller, Heimisbach, Bilder Lauro Müller, Heimisbach
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