Abschluss Besinnungstage 2012

Ein Eröffnungsgottesdienst, zwei Abend- und eine Nachmittagsveranstaltung sowie ein Gottesdienstausflug mit Kirchenbesichtigung, diese Anlässe bildeten den Rahmen um die diesjährigen Besinnungstage zur Geschichte unserer Kirche.

Die Idee zu diesem Thema entstand bei ersten Vorbereitungsarbeiten zur bevorstehenden Sanierung des Kircheninnenraumes, welche für Sommer 2012 geplant ist. Von der Denkmalpflege wurde eine interessante und aufschlussreiche Dokumentation über die verschiedenen Etappen der Baugeschichte erstellt und mit zum Teil alten Bildern dokumentiert. Es war uns ein Anliegen, dieses Wissen einer breiteren Öffentlichkeit zukommen zu lassen.

Etwas Verwirrung stifteten dann ein Bild auf der Einladung und die Themenwahl zum Eröffnungsgottesdienst. Sollte bei dieser Sanierung tatsächlich „kein Stein auf dem anderen bleiben“ (Mk 13,1-2) oder die Kirche gar sehr futuristische Züge erhalten, wie auf genanntem Bild gezeigt? „Keine Angst“, beruhigte der Pfarrer einen Konfirmanden, „bis unsere Kirche, wenn überhaupt, einmal so aussieht, wird es wohl sehr lange dauern.“ „De isch es guet, das hätt mer nämlech de grad gar nid gfalle!“

Der erste Themenabend stand unter dem Motto: „Was wüsse Lüt us üser Gmeind?“ Käthi Fankhauser aus Trachselwald gab uns ihr fundiertes Wissen weiter, wie der Umbau der Kirche im Jahr 1686 auf die heutigen Dimensionen stark von den Zusammenhängen zum Schloss, zu den damals regierenden Landvögten und der Republik Bern beeinflusst war. Alfred Liechti aus Grünenmatt war seinerseits als junger Maler bei der letzten Innensanierung während der Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts tätig. Er wusste zu erzählen, wie die zum Teil komplexen Arbeitsabläufe mit sehr einfachen Mitteln  bewerkstelligt werden mussten.

Am zweiten Abend präsentierte Dr. Georges Herzog von der Kantonalen Denkmalpflege die eigens erarbeitete Präsentation zu den verschiedenen Bauetappen der Kirchengeschichte. Er verstand es, mit vielen Hintergrundinformationen zum Architekten Abraham Dünz I, zum Maler Christian Stucki, welcher 1686 die Deckenmalerei gestaltete sowie veranschaulichenden Beispielen aus anderen Kirchen spannende Zusammenhänge darzustellen. Leider wurde sein Vortrag durch eine Strompanne vorzeitig unterbrochen. Ein solches Maleur sollte nach der bevorstehenden Sanierung nicht mehr passieren. Als erster Bauschritt ist die komplette Erneuerung der Stromverteilung geplant. Wer sich für die Dokumentation der Denkmalpflege interessiert, darf sich bei Pfr. Peter Schwab melden.

Die dritte Veranstaltung stand an einem Samstagnachmittag unter dem Motto: „Was wüsse der Sigrischt, der Totegreber und der Turmuhrebouer?“ Diese Funktionsträger führten uns in Ecken und Winkel der Kirche, die man sonst nicht so alltäglich zu Gesicht bekommt: Der riesige Estrich mit der imposanten Dachkonstruktion, die Werkstatt des Bestatters im Turmeingang und eben die Turmuhr und der Glockenstuhl, zugänglich nur über eine abenteuerliche Treppenanlage. Zur Krönung des Anlasses wurden während zehn Minuten alle Glocken wieder einmal von Hand geläutet. Ein Erlebnis, das allen Beteiligten bestimmt in guter Erinnerung bleiben wird.  

Die Veranstaltungsreihe fand schliesslich mit einem Gottesdienstbesuch in Amsoldingen ihren Abschluss. Das dortige Gotteshaus gehört zu den sogenannten 1000-jährigen Kirchen des Berner Oberlandes und ist als eines der wenigen Beispiele noch als romanische Basilika mit Entstehungszeit aus dem frühen Mittelalter erkennbar. Den Gottesdienstraum erreicht man über eine Treppe vertieft zur Umgebung. Die hohen Mauern und die hoch gelegenen Fenster atmen noch einen tiefen mittelalterlichen Charakter. Sowohl der Taufstein aus dem 15. Jahrhundert wie die frühmittelalterliche Krypta zeugen von früher, zum Teil noch mythologisch geprägter Vergangenheit.

Auf dem Rückweg war eine Besichtigung der Kirche Steffisburg geplant. Ebenfalls frühmittelalterlichen Ursprungs erlebte diese Kirche nur fünf Jahre vor der unsrigen einen markanten Umbau in ihre heutige Form und Dimension. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war 1681 ebenfalls Abraham Dünz I für diese Umgestaltung verantwortlich. Es gibt sogar noch mehr Parallelen: War Christian Stucki in Trachselwald für die imposante Deckenbemalung zuständig, lieferte er für die Kirchgemeinde Steffisburg ein übermannsgrosses Wandgemälde. Das Motiv: Die Gesetzestafeln mit den zehn Geboten. Die zahlreichen Wappen und Namensnennungen machen deutlich, wie sehr auch dieser Umbau von den verschiedensten Funktionsträgern der damaligen Republik Bern geprägt war.

Bei einem feinen Mittagessen im Gasthof Löwen in Eggiwil nutzten wir die Möglichkeit zu einem regen Gedankenaustausch und liessen dabei die diesjährigen Besinnungstage gesellig und gemütlich ausklingen.

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Pfarrer | Peter Schwab | Dorf 9 | 3456 Trachselwald | Telefon 034 431 11 52 | e-mail