Besinnungswoche 2010 Kirchenmusik und wie sie geworden ist

Auch dieses Jahr erhielten interessierte Besucherinnen und Besucher Anteil an einem vielfältigen Veranstaltungsangebot zum Thema Kirchenmusik. Ein konzertanter Vortrag zum Thema Die Emmentaler hausorgel im 18. Jahrhundert, ein Referat über Kirchenmusik im frühen Mittelater, ein Film über einen schwedischen Kirchenchor, ein Jugendabend und der Abschlussgottesdinest am Sonntag standen auf dem Programm.

Im abschliessenden Sonntagsgottesdienst schöpften wir aus dem reichhaltigen Fundus von Texten und Melodien im Kirchengesangbuch. Vom uralten Hymnus zum gregorianischen Liedruf über den mehrstimmigen Choral von Martin Luther bis zur neuzeitlichen Psalmvertonung brachten wir, begleitet von Violette Amendola an der Orgel, die unterschiedlichsten Formen von Kirchenmusik zum Klingen. Darin eingeflechtet Erläuterungen, wie Kirchenmusik geworden und dann auch gepflegt worden ist.

Bereits im Psalter des Alten Testaments finden wir Hinweise, wie die Tempelgemeinde Israels Lieder zum Lob Gottes zum besten gab. Begleitet von vielfältigen Klang- und Schlaginstrumenten wie Harfe, Laute, Posaune, Pauke und Zimbel sangen ganze Hundertschaften von Tempelsängern die Psalmlieder, z.T. im Wechsel mit den Gottesdienstbesuchern. Die Tempelsänger waren vom königlichen Hof für diese Aufgabe angestellt und besoldet. Ganz anders die Situation rund 400 Jahre später im babylonischen Exil. Die Harfen wurden in die Weiden gehängt, anstelle der fröhlichen Psalmen erklangen Trauerlieder (Ps 137).

Im Neuen Testament erfahren wir an verschiedenen Stellen, dass, aber fast nicht wie und was gesungen und musiziert worden ist. Immerhin gelang es Paulus und Silas mit ihrem Gesang Gefängnistore zum Einsturz zu bringen.

In der ausgehenden Antike und im frühen Mittelalter war wie bei der Ausformulierung kirchlicher Dogmen und Bekenntnisse auch bei der Musik das Bestreben zu beobachten, Melodien, Texte und Form der Kirchenmusik zu vereinheitlichen. Aber nicht die Kirchenführung sondern Kaiser Pippin und sein Sohn Karl der Grosse setzten die fränkische Liedreform durch. Die so entstandenen gregorianischen Hymnen, bzw. ihr Stil stossen in der modernen Popmusik plötzlich wieder auf Resonanz.

Im Mittelalter wurden darauf mehrstimmige Choräle aufgebaut, vor allem Martin Luther gelang die Verbindung von neueren Texten mit alten Melodieformen und umgekehrt traditionellen Texten mit neuen Melodien aus dem Volksliedergut. In Bern verschwanden nach der Reformation 1528 vorübergehend sämtliche Instrumente und auch der Gesang aus den Kirchen. Erst im 18. Jahrhundert hielten nach und nach wieder Orgeln in unseren Gotteshäusern Einzug. In der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts erlebten sowohl Kirchenorgel wie auch die Emmentaler Hausorgel ihre Blütezeit. Hat sich die Orgel bis heute als Kircheninstrument halten können, fristen alte Hausorgeln ihr Dasein als Küchen- und Apothekerschränklein oder sogar als Hühnerställe. Als Hausinstrument wurde die Orgel bald vom Hammerklavier oder später vom Harmonium abgelöst.

Ein berühmter Dirigent kehrt aus gesundheitlichen Gründen seiner Weltkarriere den Rücken und in sein Heimatdorf in Nordschweden zurück. Seiner Lebtag verfolgte er das Ziel, mit Musik die Herzen der Menschen zu öffnen. Gelingt ihm das mit dem dortigen Kirchenchor? Was anfänglich ein wilder Haufen undisziplinierter Sänger ist, entwickelt sich nach und nach zu einem selbstsicheren Laienchor. Bevor allerdings gesungen wird, ist Zuhören gefragt. Jedes Chormitglied findet so nicht nur seinen eigenen Ton, sondern ebenso einen Weg zu tief in der Seele verborgenen Sehnsüchten und Wünschen. Nicht immer verläuft dabei alles in Einklang und Harmonie. Auch feine Zwischentöne und gar Missklänge kommen zum Vorschein, welche aber nicht einfach unter den Teppich gewischt, sondern angehört und angegangen werden.

Moderne Kirchenmusik in Form von Anbetungsliedern und Lobpreismusik bekamen dann die Teilnehmenden des Jugendabends zu hören. In diese popigen und eingängigen Melodien war ein Bericht von Kurt Ehrat eingebettet über eine himmlische Begegnung anlässlich eines Jugendcamps, das von einem wilden Gewittersturm heimgesucht wurde ohne dass dabei jemand gravierend zu Schaden kam.

Herzlichen Dank allen, die in irgendeiner Form zu dieser Besinnungswoche beigetragen haben.

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Pfarrer | Peter Schwab | Dorf 9 | 3456 Trachselwald | Telefon 034 431 11 52 | e-mail